Ernährung - von der Muttermilch zur Familienkost
Ernährung - von der Muttermilch zur Familienkost

Gibt es Gründe, schon früher mit der Beikost zu beginnen?
Die Beikostempfehlungen haben sich im Laufe der Zeit verändert. Vor Jahren hieß es manchmal sogar, "ab sechste Woche". Inzwischen weiß man, dass das zu früh ist. Heute wird grundsätzlich bis zum Ende des vierten Monats ausschließlich reine Milchnahrung empfohlen (Muttermilch oder ersatzweise künstliche Säuglingsnahrung). Bis dahin ist der empfindliche Darm bei den meisten Kindern so weit ausgereift, dass andere Nahrung verdaut werden kann. Allerdings werden viele Nahrungsmittel noch nicht gut vertragen und lösen noch leichter Allergien aus. Beikost ist noch nicht nötig - Muttermilch enthält alles, was ein Kind in diesem Alter braucht.
Mein Kind nimmt nicht mehr gut zu.
Ein Säugling sollte im ersten Vierteljahr mindestens 100 Gramm, besser 150 Gramm pro Woche zunehmen. Dann reichen im zweiten Vierteljahr 80 bis 120 Gramm pro Woche. Viele gestillte Kinder nehmen in den ersten zwei Monaten sehr viel mehr zu, später dann weniger. Das ist normal.
Wenn Ihr Kind weniger zunimmt, ist es wichtig, mit der Hebamme zu klären, ob ausreichend Muttermilch vorhanden ist oder vom Kinderarzt untersuchen zu lassen, ob es gesund ist.
Die Art und Weise, wie Sie stillen, kann unter Umständen die Gewichtszunahme beeinflussen:
- Wie oft stillen Sie? Viele Kinder brauchen sieben und mehr Mahlzeiten in 24 Stunden.
- Bekommt Ihr Kind zwischendurch einen Schnuller? Vielleicht nuckelt es am Schnuller, weil es Hunger hat. Dann sollte es lieber öfter an die Brust kommen.
- Wie lange stillen Sie? Schauen Sie auf die Uhr oder auf Ihr Kind? Viele Kinder brauchen eine ganze Weile bis sie satt sind. Je älter sie werden, desto schneller können sie trinken.
- Wie schnell wechseln Sie die Seite? Während die Milch am Anfang zunächst wässrig ist und den Durst des Kindes stillt, wird sie im Verlaufe der Mahlzeit immer cremiger und sättigender. Wenn Sie die Seite wechseln, bevor das Kind dort fertig ist, hat es noch nicht die ganze Sahne bekommen und erhält dadurch weniger Kalorien.
Ich möchte einzelne Stillmahlzeiten überbrücken.
Dafür können Sie Muttermilch abpumpen oder von Hand gewinnen. Hinten im Kühlschrank - nicht in der Tür! - können Sie diese bis zu 24 Stunden aufbewahren. In der Tiefkühltruhe hält sie sich einige Monate, und was Sie nicht verbraucht haben, können Sie dann zum Breikochen verwenden. Sie können die Milch im Kühlschrank auftauen oder im Wasserbad .
Auf welche Weise soll ich mit Beikost beginnen?
Essen soll nicht nur den Magen füllen. Damit es gut bekommt, muss es gerne gegessen werden, in einer angenehmen Atmosphäre. Das gilt für Kleine wie für Große. Außerdem braucht das Kind Zeit, sich an die neue Nahrung zu gewöhnen. Vielleicht verträgt es auch zunächst nicht alles.
Aus diesen Überlegungen ergeben sich einige Folgerungen:
- Beginnen Sie mit kleinen Mengen. Ein oder zwei Teelöffel voll sind für den Anfang oft genug. Oft will das Kind das Neue spielerisch kennen lernen und sich noch nicht davon ernähren.
- Geben Sie nicht zu viele verschiedene Nahrungsmittel. Babys brauchen keine große Abwechslung. Und Sie beugen durch langsame Ausweitung des Speisezettels Allergien vor.
Ob Sie die Beikost vor oder nach dem Stillen geben, kann je nach Situation verschieden sein. Bei den ersten "Experimenten" ist es meistens gut, wenn das Kind nicht mehr hungrig, sondern zufrieden und neugierig ist. Manche Kinder wollen noch eine Weile zumindest eine halbe Mahlzeit Muttermilch, ehe sie bereit sind zu essen, andere essen gleich drauf los. Einen "Nachtisch" an der Brust können Sie nach Bedarf geben.
Zu welcher Tageszeit Sie mit Beikost beginnen, hängt davon ab, wann es am besten in Ihren Familienrhythmus passt. Bekommt das Kind abends etwas Neues, was ihm Bauchweh verursacht, kann die Nacht für die ganze Familie unruhig werden.
Manche Kinder nehmen die Beikost zunächst lieber von einer anderen Person an als von der Mutter, bei der sie die Brust erwarten. Das Kind braucht nur so viel zu essen, wie es möchte. (Es bleiben genügend andere Angelegenheiten, um die Sie sich mit Ihrem Kind streiten können.) Je mehr es seinem eigenen Gefühl von Hunger und Sättigung folgen kann, desto weniger anfällig wird es später für Essstörungen sein.
Viele Kinder sind neugierig auf das, was die Anderen essen, und mögen am liebsten von Mamas oder Papas Teller essen. Manche mögen es nur püriert, andere lieber in Stücken. Manche essen gerne vom Löffel, andere, was sie selber in die Hand nehmen können, zum Beispiel eine Brotrinde oder eine im Ganzen gekochte Möhre.
Selber essen ist für Kinder gegen Ende des ersten Lebensjahres ganz toll. Lassen Sie das Kind ruhig üben, auch wenn viel daneben geht. Meistens wird die Geduld mit einem schnell selbständig essenden Kind belohnt.
Und: kommt Zeit, kommt Rat. Was das Kind heute ablehnt, isst es möglicherweise in vier oder acht Wochen mit Genuss. Irgendwann ist jedes Kind so weit.